Freitag, 29. Juli 2016

Gesamtstrecke

Insgesamt sind wir auf dem Weg ab Paimpol ca. 290 km zu Fuß unterwegs gewesen. Dazu kommen noch ca. 20 km vor und hinter Nantes. Die tatsächlichen Etappen decken sich in etwa mit meiner ursprünglichen Etappenplanung, nur die Schummeletappe von etwa 10 km mit dem Taxi war nicht eingeplant, ebensowenig die Nachtwanderungen und dem damit verbundenen "überschüssigen"  Wandertag, die wir dann vor Nantes sinnvoll genutzt haben.

Insgesamt hat die Tour für zwei Personen mit An- und Abreise 1600,00 Euro gekostet.Wir waren 18 Reisetage unterwegs.Wir haben häufig fürstlich gegessen und mindestens einmal königlich geschlafen. Allerdings ist diese Tour ohne Zelt nicht zu machen, da Unterkünfte etwas wenig vorhanden sind. Am Kanal zwischen Nantes und Brest wird es etwas einfacher, dort ist der Voie Verte - Radwanderwege in Frankreich. Wir haben in einer der Tourist-Infos eine Übersichtskarte gefunden. Dort sind Übernachtungsmöglichkeiten eingezeichnet. Leider fehlen die Ortsangaben zu unserer Strecke. Mein Reiseführer der Jakobusgesellschaft ist auseinander gefallen, die abgelaufenen Etappen liegen nun lose im Buch. Praktisch, das nächste mal brauche ich für die folgenden Etappen nur noch die Hälfte des Buches mitzunehmen.

Auf wikiloc stelle ich nur die Strecke bis Fégréac ein, auf garmin Adventure sind auch die anderen Teiletappen vor und hinter Nantes zu sehen. Die Schummeletappe habe ich fluglinienartig miteinander verbunden. Mein Track enthält sämtliche Abweichungen vom Weg, inclusive Irrläufer, deshalb ist der Originaltrack von der französischen Jakobusgesellschaft besser. Aber man kann die Herbergen bei mir leichter finden, insbesondere diejenigen, die abseits des Weges und manchmal schwer zu finden sind. Zur Orientierung habe ich Brest als "point of interest" gesetzt, außerdem einige Punkte, die in der Beschreibung über die Region "Brocéliande" und der Artus-Sage in Verbindung gebracht werden.

Die Strecke ist wunderschön, allerdings schwer zu organisieren. Die Ausschilderung ist super. Von Tinas 1200 Fotos habe ich etwa 300 ausgewählt, von meinen 600 Fotos ist fast jedes super geworden, das macht die Auswahl sehr schwer. Für Tinas Fotos habe ich ein eigenes Fotoalbum angelegt, ihre Fotos aus dem Kloster in Beauport packe ich in mein Album l'Abbaye de Beauport mit  hinein.Tina hat jede Kirche fotografiert, meine Fotos beziehen sich eher auf den Weg.

Mittwoch, 27. Juli 2016

07.07.2016 Anreisetag Ankunft in Paimpol -Campingplatz neben der Abbaye de Beauport 2,8 km

Übersetzt heißt Beauport schöner Hafen, dieser stammt noch aus der Römerzeit, einige Überbleibsel sind noch heute sichtbar. Leider konnte ich diese wegen ungünstiger Lichtverhältnisse nicht fotografieren, es war einfach zu hell. 

Das sind zu viele Fotos, ich mache ein Fotoalbum daraus. Morgens, bevor wir mit dem Weg gestartet sind, hatten wir uns zu allererst das Klostergelände und die Ruinen angeschaut. Wir waren begeistert.

Das dortige Schild, welches neben dem Kilometerstein 0 km angebracht ist zeigt uns, daß es 1800 km bis Santiago de Compostella sind.

08.07.2016 Abbaye de Beauport - La Madeleine - Pléhédel - Château de Boisguelin 16,1 km

Mittags begann hinter der Abbaye unsere Tour, sobald wir Paimpol verlassen hatten, kamen wir in eine herrliche Hobbit-Landschaft durch einen Feenwald. Leider führte der Weg schon bald über Felder. Abends verließen wir den Jakobsweg, weil man uns in Pléhédel einen kommunalen Camping-Platz angekündigt hatte, denn wir hatten zu Hause schon festgestellt, daß die Herberge in La Madeleine geschlossen hat. Leider war auch der Campingplatz in Pléhédel geschlossen, sogar die Wasserhähne waren abgeschraubt. Wir hatten ursprünglich vor, dort wild zu campen, trotz drohendem Gewitter, allerdings gab es dort einen einzigen einsamen Camping-Bus und der Besitzer dieser Behausung kam gegen 19:00 mit seinem alten Mercedes auf den Platz. Etwa 30 Minuten später kam noch jemand mit einem Mini-Transporter. Die beiden hatten sich dort häuslich niedergelassen, sogar mit Stromanschluss. Uns wurde etwas mulmig und wir verließen schnell und heimlich das Gelände.

Tina hatte sich im Tante-Emma-Laden nach anderen Unterkünften erkundigt, leider konnte ihr niemand eine Hoteladresse geben. Aber sie hat am Straßenrand ein Hinweisschild zu einem Château Hotel gesehen. Das hört sich zwar teuer an, uns blieb aber keine andere Möglichkeit und so folgten wir diesem Hinweisschild Richtung Boisgelin.

Das Schloß entpuppte sich als Golf-Hotel mit einem riesigen Golfgelände rund um die Gebäude, in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden hatte man Ferienwohnungen untergebracht, wir bekamen das letzte Zimmer im Schloß selbst. Der Preis als auch die Ausstattung enstspricht in etwa einem Drei-Sterne-Hotel. So hatte ich endlich mal die Gelegenheit in einem Schloß zu übernachten und wir sind auf einer wunderschönen alten Kastanienallee auf die Gebäude zugelaufen.

Wir wurden dort herzlich aufgenommen, allerdings wunderte man sich schon ein wenig, Jakobspilger so weit abseits vom Weg anzutreffen. Dadurch hatten wir auch Lanleff verpasst, da wir vorher vom Weg abgewichen sind um den Camping-Platz zu suchen und durch unsere Irrwege in der Gegend hat es sich nicht wirklich gelohnt diese Etappe auf zwei Tage aufzuteilen. Dennoch: Das Schloß und die Golfanlage haben sich gelohnt. Am nächsten morgen waren wir allerdings den Golfspielern im Weg, sie scheuchten uns beiseite, damit wir keine Golfbälle an den Kopf bekommen.

09.07.2016 Boisguelin - Lanleff - Tréméven - Liscorno - Lanvollon 20,7 km

Morgends sind wir erst einmal nach Lanleff zurück gelaufen, um uns die Tempelanlage anzusehen, denn diese auszulassen wäre ein wirklicher Verlust gewesen. Die Anlage stammt noch aus vorchristlicher Zeit der Kelten und wurden im Zuge der Christianisierung in eine Kirche umgewandelt, laut Topoguide zum GR 34 ist die Kirche aus dem XI Jahrhundert aus der Zeit der ersten Kreuzzüge. Der Text widerspricht damit den Hinweistafeln neben dem Gebäude. 


Daher stammt der Name "Le Temple", der später in der Römerzeit als Rundkirche bezeichnet wird. Der Leff ist ein kleiner Fluss und fließt ganz in der Nähe, daher hat das Dorf mit heute ca. 100 Einwohnern den Namen Lanleff - am Leff.

Unser Weg kreuzt hier den GR34A.

Abends in Lanvollon angekommen haben wir Glück, denn die Touristinformation ist offen. Die Hotelbesitzerin vom Schloß hatte zwar versprochen für uns in der dortigen Unterkunft zu reservieren, wir hatten aber von ihr keine Bestätigung bekommen. In der Tourist-Info konnte man auch nicht für uns in der Gîte reservieren. Insgesamt ist es schwierig, in den Gîtes zu reservieren, entweder sind sie voll oder es nahm niemand das Telefon ab und wir verumuten als Grund unsere deutsche Telefonnummer, dafür ist der Weg umso schöner. Wir hatten viel Wald- und Wiesenwege, das Wetter ist prima. Uns gehen heute etliche Fotomotive durch die Lappen, weil ich die Batterien nicht richtig geladen hatte. Der Schalter vom Ladegerät war auf eine andere Akkusorte eingestellt und deshalb hat die Kamera total gesponnen. Tina kam auch nicht mit ihrer Kamera zurecht.

Wir kamen im Hotel Lucotel in Lanvollon unter. Dort haben wir auch eine Landkarte mit allen Hotels dieser Hotelkette bekommen. Diese Hotels sind zwar langweilig, aber dort sind zumindest welche, das ist schon mal was! Unser Urlaubsbudget schrumpft gleich zu Beginn der Tour erheblich. In Lanvollon gibt es nichts besonderes zu sehen, wir gehen schon um 21:30 Uhr schlafen.

10.07.2016 Lanvollon - Goudelin -Le Grand Ville - Châtelaudren 17,4 km

Auf dieser Etappe hatten wir etliche Kilometer Teerstraße unter den Füßen, diese fühlen sich auch 
schon bald matschig an. Tina war von der Kirche Notre-Dame-de-l'Isle in Goudelin begeistert, zu dem Zeitpunkt wußten wir noch nicht, welche Bauwerke noch auf uns zukommen sollten. Im Dorf gab es einen Flohmarkt und natürlich Kaffee. In Le Grand Ville machen wir Picknickpause. Der Name täuscht gewaltig, denn der Ort besteht nur aus einem Schloß in Privatbesitz, fotografiert haben wir natürlich trotzdem.

Zwischendurch regnete es heute ein wenig, stört uns aber nur wenig. Kaum haben wir die Regencapes ausgepackt und angezogen werden sie uns zu warm - es hatte schon wieder aufgehört zu regnen. Wir packten unsere Capes griffbereit in die Außen- oder Jackentaschen, Tina kam mit ihrem Regenschirm aus.

In Châtelaudren gab es wieder einen Kilometerstein und einen Gemeinde-Campingplatz. Da diese Campingplätze nicht bewacht sind, konnten wir erst nach dem Essen unser Zelt aufbauen und sind deshalb mit Rucksack durch Châtelaudren gelaufen. Da das Dorf aber für unsere Verhältnisse überschaubar ist, war das kein großes Problem. Auf dem Campingplatz gibt es zwar auch nur einen Campingwagen, aber dieses mal von einer Familie mit einem gut erzogenen kleinen Hund, der jedes mal Alarm schlägt, wenn ihm etwas komisch vorkommt. Diese freundliche Alarmanlage kommt uns sehr entgegen. 
Unser Abendessen war für Frankreich etwas ungewöhnlich, denn wir landeten aufgrund der "frühen Abendstunde" in einem Kebab-Laden, der gerade Eröffnung hatte. Wir waren die ersten Gäste, dem Koch fehlte noch völlig die Routine und Cidre kannte dort noch niemand.

11.07.2016 Châtelaudren - Boqueho - Kernier - Le Fœil - Quintin 15,2 km

Es gelingt uns schon wieder nicht eine Unterkunft in Boqueho zu bekommen. In der Tourist-Info hatte man versucht uns zu helfen und in den Gîtes im Reiseführer angerufen - wieder erfolglos. Deshalb fällt für uns die Strecke bis Boqueho aus, diese wäre sowieso nur 11,3 km gewesen. Wir nehmen ein Taxi ab Châtelaudren bis Boqueho und gehen wieder auf den kommunalen Campingplatz in Quintin. 
Hier in der gesamten Region kommt der Pilgerbonus voll auf uns zu. Spätestens, wenn Tina ihren 10-kg-Rucksack schultert erntet sie bewundernde Blicke, denn das ist mit einer Körpergröße von 1,60 und 55 Kilo Körpergewicht und 79 Jahren eine stattliche Leistung. Mir ist niemand bekannt, der vergleichsweise ähnliches zustande bringt - setzt man mal die Zahlen ins Verhältnis und beachtet entsprechtend das Alter, müßte mein Rucksack ca. 20 kg wiegen. 
Obwohl es sich wieder um einen unbewachten kommunalen Campingplatz handelt, gefiel es uns prima. Es waren viele Familien mit Kindern dort, Randwanderer campierten dort, es gab Tische und Bänke und die sanitären Anlagen waren überraschend sauber.


12.07.2016 Quintin - Carestiemble - Lanfains - Bosméléac 20 km

Heute ist uns fast die halbe Etappe ein kleiner Hund hinterher gelaufen, der sich erst 500 Meter vor dem Campingplatz wieder abgesetzt hat. Außerdem habe ich mir auf dem Randstreifen einer Asphaltstraße den Fuß verknackst, es ist also insgesamt nicht besonders gut gelaufen. Die Klamotten mußten wir am morgen naß einpacken, auf der Wäscheleine ist nichts trocken geworden. Es hat in der Nacht mindestens einmal geregnet und wir haben das Zelt morgens mit unseren Handtüchern abgetrocknet, um das Gewicht nicht noch weiter in die Höhe zu treiben.

Dafür war der Markt morgens in Quintin eine Augenweide, wir haben nur unsere Küche vermißt - leider konnten wir nichts von den Leckerbissen mitnehmen. Tina hat immer noch ihre Notreserve im Rucksack, deshalb können wir noch nicht einmal für ein Picknick einkaufen.

Glücklicherweise hatten wir abends die Unterkunft schon fest - wieder ein Campingplatz, dieses mal ein privater bewachter Platz. Wir sind gerade noch rechtzeitig auf dem Campingplatz angekommen um nach dem Weg zum nächsten Restaurant zu fragen, alleine hätten wir nichts außer Bäumen gefunden.  Bosméléac erscheint uns winzig klein, außer einem Pizza-Lieferservice gibt es nichts zu essen. Dafür schmeckt die Pizza um so besser, der Cidre bekommt uns hervorragend.

13.07.2016 Bosméléac - Merléac - Le Quillio - St-Caradec 27,4 km

Der Tag war anstrengend und unser Chambre d'hôte haben wir nur mit etlichen Umwegen gefunden. Tina hatte mich wegen dem verkacksten Fuß in St-Caradec auf einer Bank abgesetzt und unsere Unterkunft alleine gesucht. So kamen für sie noch einmal 3 km Sucherei hinzu. Ich war schlecht gelaunt, der Fuß tat weh, der Rucksack zu schwer und insgesamt war das für mich ein schlechter Tag.

dafür war Tina von der kleinen Kapelle St. Jacques begeistert, mich haben wie immer die Kirchenfenster fasziniert, die liebevoll restauriert wurden.





14.07.2016 St-Caradec - Hémestoir - St-Gonnery - La ferme Cavalerie 18,5 km

An diesem Tag ist wieder alles ok, nur das Wetter ist etwas kühl aber ideal zum Laufen. Theoretisch müssten wir die Wegstrecke nach Hügeln bemessen und nicht nach Kilometern. Die Bretonen ersparen sich die Serpentinen, stattdessen geht es direkt einen Hügel hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Zwischen jedem Dorf gibt es mindestens zwei davon, das ist ganz schön anstrengend. Wir sind froh, heute nur 12 Kilometer zu haben. Der Weg war schön, aber die Landschaftsfotos ähneln sich doch ziemlich, deshalb erspare ich mir das Fotografieren. Heute haben wir unsere Gîte auf Anhieb gefunden, weil diese super ausgeschildert war. Sie liegt etwa 3 km hinter St-Gonnery, das wäre nett gewesen vorher zu wissen. Insgesamt hatten wir also doch 15 km.
Wir hätten dem Jakobsweg weiter folgen können anstatt der Ausschilderung, aber das haben wir erst am nächsten Tag gemerkt. Die Gîte Cavalerie liegt etwa 300 Meter abseits vom Weg, ein Hinweisschild gibt es auch, Straßenpflaster wäre bei besserer Beschreibung unnötig gewesen. Schade! Dafür haben wir für die nächste Tagesetappe schon gut 3 km vorgearbeitet. 
La ferme de la Cavalerie : remy.gicquel@free.fr

15.07.2016 St-Gonnery - Rohan - Abbaye de Timadeuc - Arné bei Crédin 24,1 km

In der Ferme "Cavalerie" hatte man uns geholfen, in der nächsten Gîte zu reservieren, sonst wäre es uns nie gelungen, eine Unterkunft zu finden. Wir reservierten in der Gîte Arné, diese war etwa 4 km hinter Rohan und weit abseits vom Weg. Dort nimmt man maximal eine Gruppe auf, deshalb haben wir zu zweit die ganze Gîte belegt. Zwar wird unsere diesjährige Wegstrecke hier in der Bretagne selten begangen - auf den Listen der Herbergen standen kaum Einträge - dennoch weiß die Bevölkerung gut über den Weg Bescheid und hilft uns bei jeder Gelegenheit. 

So langsam wird uns klar, warum wir kaum Möglichkeiten hatten Unterkünfte zu finden, offenbar will man hier nicht zuviel Trubel. Dazu kommt, daß die Franzosen wegen dem Nationalfeiertag am 14. Juli heute einen Brückentag haben und alle möglichen Radfahrer den Kanal Nantes - Brest abfahren, der von einem Wanderradweg begleitet wird. Ab Rohan waren wir auch auf diesem Weg und mußten ständig vor den Radlern ausweichen. 

Rohan ist viel kleiner als erwartet, wir haben noch nicht einmal einen Supermarkt gefunden. Nur in der Tourist-Info konnte man uns ein Glas Gänseleberpastete verkaufen, das war besser als nichts. Aber wir hätten uns unsere Gewürzkräuter pflücken können. Dieses kostenlose Angebot wird uns noch öfters begegnen.

Wir verlassen hier die Gegend von der die Artus-Sage, Merlin, die Reiter von Rohan, Tholkiens Herr der Ringe und andere sagenumwobene Geschichten erzählen. Naja, genau genommen streift unsere Tour nur die Region Brocéliande mit den Rittern der Tafelrunde und Merlin in der Weißdornhecke liegt noch etwa 35 km Luftlinie von uns entfernt. Dennoch: Die Region erinnert an ein Märchen, wir rechnen jeden Tag damit, daß eine Fee oder ein Ritter um die Ecke kommt. Die Region Morbihan und insbesondere die Region um Brocéliande ist besonders stark mit lichten Wäldern bewaldet, die sanften Hügel, schmale Pfade und hübschen Häuser rufen diese besondere Stimmung hervor.

Der Weg zur Gîte Arné war super ausgeschildert, aber immerhin 2,5 km abseits von unserer Wegstrecke, dazu wieder hügelaufwärts und in brüllender Hitze. Arné ist ein winzig kleines Runddorf mit vielleicht fünf Häusern in der Nähe von Crédin. Die Gîte gehört nicht zur Kette "Gite de France", steht aber im "miammiam dodo Canal Nantes à Brest" und auch in unserem Reiseführer.
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16.07.2016 Arné - écluse de Cardoret - Pomleuc - écluse de Caradec - Josselin 23,1 km

Die letzten Tage hatte ich wenig Fotos gemacht, entweder die Sonne stand im falschen Winkel, der Weg kam mir langweilig vor oder die Landschaftsfotos wiederholten sich. Tina hat dafür umso öfter die Kamera vor der Nase, insgesamt sind es zwei volle 4-Gigabite-Speicherkarten und einen Teil meiner Ersatzkarte geworden . Für uns ist die Strecke am Kanal besonders langweilig, es geht immer nur geradeaus. Für Radfahrer ist der Voie Verte sicherlich ein Erlebnis, für Fußgänger ermüdend. Dafür können wir so Kilometer abreißen, diese Etappe ist mit 24 km die Längste. 

Josselin ist total hübsch, die Burg vom Duc de Rohan überragt alles, der in Josselin den Regierungssitz hatte. Die Schleusen heißen hier écluse und sind mit zahlreichen Blumen geschmückt. Diese Gîte ist bei der écluse 35, sie ist das ehemalige Wärterhaus. 

Josselin
Hier in der Bretgagne wachsen die Blumen wie Unkraut, es blüht überall in Massen, die Hortensien sind bis zu 3 Meter hoch. In den Dörfern stehen überall große Blumenkästen, die Ortsämter, Brückengeländer und Straßenränder sind mit Blumen geschmückt, jeder Meter wird ausgenutzt. Der graue Granitstein der bretonischen Häuser würde ohne diese zahlreichen Blumen trostlos wirken, so ist die Kombination aber sehr gut gelungen. In den letzten Jahren wurden etliche Häuser isoliert und verputzt. Das passt gar nicht in diese Region, sieht häßlich und langweilig aus und stören das Gesamtbild enorm.
Das Nationalgetränk ist hier der Cidre und schmeckt viel besser als Wein oder Bier. Dieser schaumige Apfelwein wird in etlichen Varianten angeboten und hat zwischen 1,5 und 5,5 Vol., damit ist er das ideale Getränk für uns. Der Kanal vor Josselin wirkt nicht ganz so langweilig wie auf den anderen Etappen am Kanal, man läßt der Natur etwas mehr Raum, Büsche und Bäume wuchern in den Kanal hinein, die das Wasser sichtlich genießen.

17.07.2016 Josselin bis Le-Roc-St-André 20,5 km

Auf dieser Tour durch die Bretagne hatten wir bis jetzt insgesamt das beste Essen, das bedeutet schon einiges, denn wir haben schon mehrere Touren durch Frankreich absolviert und Frankreich ist bekannt für hervorragendes Essen. Unsere Gourmet-Tour begann gleich am ersten Tag mit Jakobsmuscheln auf Galette - ein Crêpe-Teig auf Basis von Buchweizenmehl, der beste Nachtisch besteht aus Karamel-Eis mit fleur de sel, der Käse und natürlich der Cidre gehören selbstverständlich auch dazu. In Rohan bekamen wir einen Salat mit Flußkrebsschwänzen und in Nantes habe ich den besten Käse gegessen, den ich jemals gegessen habe, allerdings war der Käse aus Rocamadour.

Zufällig sind wir kurz vor Le-Roc-St-André in einer alten Pilgerkapelle gelandet und haben dort eine zweistündige Führung bekommen. OK, die Kapelle steht nicht zufällig da, sie war schon dort als die Kelten noch die Region bevölkerten. Der keltische Einschlag ist dort noch sichtbar und wurde ausführlich recherchiert. Numerologie, Himmelsrichtung, Einfall des Sonnenlichtes, Yin und Yang hatten damals schon so große Bedeutung, daß diese Einflüsse entsprechende Berücksichtigung im Bau der Kirche fanden, ebenso die ausgewogene Kombination aus Granit und Schiefer.  Heute erscheint uns das ganze etwas abgehoben spirituell, damals aber hatte aber jeder entsprechende Kenntnisse, die auch angewandt wurden. Im Zuge der Christianisierung wurde das entsprechende Wissen umfassend ausgerottet, so daß wir heute nur noch erahnen können, welchen Einfluß dieser Ort hatte, der noch heute als Kraftplatz gilt. Diese vergessene Kirche hat auch eine Internetseite http://www.vacancesaucalme.org/Chapelle/Catherine
Auch das Kreuz gab es schon bei den Kelten und ist Bestandteil des Schlüssels, soviel habe ich mit meinen mangelhaften Französischkenntnissen verstanden. 
Das Wissen konnte nur bruchstückhaft überliefert werden, trotz umfangreicher Bemühungen und läßt es sich leider nicht zurückholen. 
Die Créperie la Chaumiere in Le-Roc-St-André ist ein echter Geheimtip, die örtliche Pizzeria würde hingegen ein deutsches Gesundheitsamt schließen.

Dienstag, 26. Juli 2016

18.07.2016 Le Roc St-Andre bis Malestroit 9,8 km

Diese Etappe geht wieder am Kanal entlang, die Gite ist auch in einer écluse, hier die No. 25. Voranmeldung ist hier auch Pflicht, bis hierher konnten wir uns gut von den Einheimischen von Herberge zu Herberge durchreichen lassen.

Der Tag war irre heiß, in Malestroit sind meine Schuhe auf dem geschmolzenen Asphalt kleben geblieben, glücklicherweise war die Etappe kurz und so konnten wir an jedem schattigen Plätzchen eine kurze Pause einlegen. Tina hat sich davon überzeugen lassen, sich einen Hut zuzulegen. Sie bekam diesen für ganze 4 Euro im einzigen Second-Hand-Laden auf der gesamten Tour.

Malestroit ist wieder richtig mittelalterlich schön und die Herberge stammt auch aus dem 16. Jahrhundert. Allerdings hat uns das auch einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Tina konnte wegen der Hitze nicht einschlafen und als ich um 22:30 schlafen gehen wollte, lag sie immer noch wach in ihrem Schlafsack. Pötzlich fing sie an, mit ihrem Kopfkissen um sich zu schlagen, wir lagen in einem Nest von fliegenden Ameisen, die gerade ausschlüpften. Es wurden mehr und mehr, meine Flasche Autan half nichts, wir konnten gerade noch hastig unsere Sachen in einen Raum schaffen, von dort nach unten ins Erdgeschoss und packen, da fielen sie auch schon durch die Decke. Wir aßen eilig unser Frühstück und tranken noch einen Kaffee, kurz vor Mitternacht verließen wir Malestroit zu unserer ersten Nachtwanderung auf dieser Tour.




19.07.2016 Nachtwanderung Malestroit - Trégoux - Pleucadeuc - Gite Cidre Pont-aux Roux 22,9 km

Die roten Punkte auf den Fotos sind Windkrafträder kurz hinter Malestroit, der Mond sieht zwar nicht besonders spektakulär aus, bietet uns dennoch genügend Licht. Auf den bewaldeten Strecken zählen wir unsere Schritte um die Meter abzuschätzen, um so ungefähr zu wissen wo wir den nächsten Abzweig suchen müssen. Diese Nachtwanderung war eine spannende Sache, wir haben uns kein einziges mal verlaufen und die Ameisen haben uns eine heiße Tagesetappe am Folgetag mit 38 Grad erspart. 

Unsere erste große Pause machten wir gegen 2:30 auf einer Bank vor einder Kirche in Pleucadeuc. Gegen 4:00 kamen die ersten Bewohner aus ihren Häusern, die Post begann zu arbeiten, der Kiosk wurde mit Zeitungen bestückt - wir setzten unsere Tour fort und die Leute waren dann doch überrascht uns zu sehen. 
Gegen 5:00 bestand Tina auf eine weitere Pause, setzte sich bei einer Kreuzung an den Straßenrand und sagte: "Ich schlafe jetzt." Etwa eine Stunde später kam das erste Auto vorbei, hielt an und der Fahrer fragte uns, ob es uns gut ginge. Unser "Oui" wurde etwas kopfschüttelnd angenommen, der Fahrer fuhr weiter und wir setzten auch unseren Weg fort. 
Kurz vor der Gîte Cidre machten wir noch eine Pause, ich hatte Tina schon seit einigen Kilometern versprochen "Wir sind bald da!", das hätte ich nicht tun sollen, denn der Abzweig zur Herberge kam und kam nicht. So kam es, daß wir ca. 400 Meter vor der Gîte unsere Frühstückspause auf dem moosbewachsenen Wegesrand machten. In der Gîte angekommen, fragte man uns ob wir uns verlaufen hätten. Die Besitzerin der Gîte hatte offensichtlich Nachtdienst, denn sie war total verschlafen, zeigte uns dann aber doch unsere Unterkunft. In der Gîte gab es noch ganz besondere Bewohner, die Hofkatze zog dort ihre fünf Jungen im Schrank hinter Tinas Bett groß.
In der Gîte mitten im Wald, hoch in den Bäumen haben wir dann den heißesten Tag dieser Tour verschlafen, es ging uns prima. Am späten Nachmittag wurden wir ins benachbarte Dorf mitgenommen, wir konnten unsere Einkäufe machen, den Cidre bekamen wir natürlich aus dem hauseigenen Cidre-Keller der Gîte. Im Nachbardorf konnte ich dann noch den fahrenden Krämerladen fotografieren, leider fehlte gerade das Pferdegespann. 

Diese Etappen um Rochefort-en-Terre gehören zu den schönsten auf der ganzen Etappe, schade daß wir nachts nicht viel sehen konnten. Dafür war es umso abenteuerlicher.

20.07.2016 Nachtwanderung von der Gite Cidre Pont-aux-Roux - Rochefort-en-Terre - Parc de Bodélio - La Butte de Cinc Moulins - Saint Jacut-les-Pins 17,7 km

Abends gegen 20:00 packten wir wieder unsere Rucksäcke für die nächste Nachtwanderung, wir wollten wieder eine heiße Tagesetappe überbrücken und so sind wir kurz vor 21:00 zu unserer nächsten Nachtwanderung gestartet. Nachts konnte ich keine Fotos machen, dafür haben wir Rochefort-en-Terre im Sonnenuntergang gesehen. Das Dorf gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Kurz vor Feierabend haben wir dort noch einen Milchkaffee bekommen, die Wirtin hat extra wegen uns wieder aufgemacht.

Die mittelalterliche Schloßanlage von Rochefort-en-Terre hat uns ebenso begeistert wie das Dorf selbst. Kurz vor Feierabend bekamen wir noch den letzten Kaffee. Diese 12 km geht über weite Strecken durch Naturschutzgebiete, entsprechend schwierig war die Etappe. Der Mond kam nicht durch die Wolken, deshalb mußten wir weite Strecken sehr langsam mit Stirnlampe laufen. Landschaftlich war das für uns ein Verlust, wir konnten nur ahnen, wie schön die Strecke ist. Dafür riechen wir die Wälder in den schönsten nussartigen Düften, die wahrscheinlich von den benachbarten Buchweizenfeldern kommen, welche dort in gigantischen Größenordnungen sind.

Aber die größte Belohnung für diese Tour sind die zahlreichen Glühwürmchen, die unseren Weg säumen. Die erste Nacht machten wir vor einem Bauernhof mit einem golfrasenartigen Vorgarten. Der Rasen war wunderschön weich und lud uns zum schlafen ein. Die zweite Rast machten wir bei der ersten mittelalterlichen Mühle auf dieser Tagesetappe, dort war ein gepflegter Rasen mit Sitzgelegenheiten, nur die Toiletten fehlten. Leider weckte mich der einsetzende Regen, wir konnten gerade noch schnell unsere Schlafsäcke in den Rucksack stopfen und ein bißchen Brot knabbern.

Schon morgens um 8:30 saßen wir in Saint Jacut-les-Pins am Ende unserer Tagesetappe bei Kaffee und Croissants und der Regen klopfte geduldig gegen die Scheibe der Brasserie. Nach 1,5 Stunden war auch der Regen vorbei und wir machten uns auf zu unserer normalen Tagesetappe, denn der Regen hat die Temperatur wieder auf ein erholsames Maß heruntergekühlt.

In Saint-Jacut-les-Pins haben trifft unsere Strecke auf einen anderen Jakobsweg La Voie de la pointe de St Mathieu und da wir somit eine Kreuzung der Wege haben, habe die Etappen nach Saint Jacut-les-Pins sind im nächsten Blog.